Was muss ich bei der Ausbildung von Friesen wissen?

Friesen sind für viele Menschen die Traumpferde schlechthin. Doch nicht alle wissen, welche Besonderheiten bei den großen schwarzen mit den Puschelfüßen zu beachten sind.

AUSBILDUNG

Agnes Trosse

6/7/20212 min temps de lecture

Friesen waren ursprünglich keine Reitpferde. Sie wurden für den Kutschbetrieb gezüchtet. Vor der Kutsche gehen sie im Schritt und zeigen einen beeindruckenden Trab mit viel Knieaktion. Eine körperliche Voraussetzung für diesen Trab ist der hohe Hals. Aber gerade dieser Hals macht es dem Friesen schwer, sich auszubalancieren, den Rücken aufzuwölben und sich unter dem Reiter, der dann auch noch auf diesem kurzen, festen Rücken sitzt, loszulassen. Die meisten Friesen versuchen dann, das Gewicht „auszuhalten“, indem sie sich zusammenrollen.

Der Trab mit der hohen Knieaktion ist auch nicht darauf ausgelegt, schnell um die Kurve zu traben, sondern locker geradeaus. Auf der Kutsche schieben die Hinterbeine mehr. Hinzu kommt beim Friesen das Problem, dass diese Rasse im Verhältnis zum massiven Körper ein sehr kleines Herz hat. Längeres Vorwärtstreiben über Tempo führt daher auch zu Verspannungen des Pferdes durch Ermüdung und evtl. sogar schnell eintretenden Sauerstoffmangel, wodurch die Muskulatur wiederum nicht ausreichend versorgt werden kann. Verspannungen und noch längere Lösungsphasen in der Zukunft sind die Folge.

Welche Schlussfolgerungen sind daraus zu ziehen?

1.) ein schneller Trab wird den Rücken und den ganzen Körper eines Friesen nur noch mehr verspannen, eventuelles Hängenlassen des Kopfes am Ende der Trainingseinheit zeugt dann nicht von Losgelassenheit sondern von Erschöpfung

2.) für das Bewältigen von Kurven in einer Reitbahn muss das Pferd mit der Hinterhand Last aufnehmen – das muss ein Friese erst einmal trainieren, dafür ist er auch eigentlich nicht gebaut (steile Hinterhand, häufig hohe und massige Kruppe).

3.) das Einrollen kann ergo nicht über ein schnelles, langanhaltendes Vorwärts-Schicken beim Friesen behoben werden – es wird eher zu einer verschlimmerten Muskelermüdung führen, wodurch der Friese sich noch mehr versuchen wird, einzurollen. Ein Teufelskreis.

Lackschwarzes Traumpferd

Leider sehe ich diese Problematik bei sehr vielen Friesen: Der Traum vom langmähnigen, lackschwarzen Fast-Einhorn mit Puschelfüßen wird sich erfüllt und der stolze Besitzer denkt, dass das edle Tier geritten werden kann wie jedes andere. Das Ergebnis sind eingerollte polternde Pferde ohne Körperspannung mit immer stärker werdenden Senkrücken.

Die meisten Ausbilder sind nicht für die spezielle Ausbildung eines Friesen ausgebildet. Sie wenden einfach das an, was sie in der Ausbildung mit Warmblütern gelernt haben. Sicherlich gibt es Trainer, die trotz fehlender Schulung auf Barockrassen ein gutes Gespür für die fragilen schwarzen Perlen haben. Dennoch sehe ich gerade Friesenbesitzer meist völlig unbekümmert Runde um Runde galoppieren, bis die Erde bebt. Meist noch unter Anleitung eines ebenso sorglosen Trainers. Schade, denn es geht auch anders.

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Der Friese: Ein hoch aufgesetzter Hals, eine aufwändige Vorderhandaktion und ein relativ schwacher Rücken. Friesen sind ursprünglich zum Ziehen von Kutschen und für einen repräsentablen, Hingucker-Trab gezüchtet worden.