Klassisch barocke Reiterei

Der Begriff „klassisch-barock“ bezeichnet in der Reiterei die Rückbesinnung auf die Stilepoche des Barock (1575 bis 1770). Zu dieser Zeit trug man noch Justaucorps, Wams, Culottes und Perücken und die Pferde wurden meist mit blanker Kandare geritten. Heißt klassisch-barock reiten also, dass ich mich verkleiden und Barockpferde mit Stangengebiss reiten muss? Das wurde ich tatsächlich schon gefragt. Meine Antwort: Überhaupt nicht!

Für mich bedeutet „klassisch-barocke Reiterei“ vielmehr eine Wiederbelebung der Theorien und Praktiken historischer Reitmeister wie François Robichon de la Guérinière, Antoine de la Baume Pluvinel, François Baucher, Gustav Steinbrecht etc. In Kombination mit dem, was wir heute über die Biomechanik und das Wesen des Pferdes wissen, hilft uns das Wissen der alten Meister, dem Reiter zu erklären, wie er sein Pferd besser verstehen kann. Viele Freizeitreiter suchen heute glücklicherweise eher einen Gegenpol zum Turniersport. Die klassische Reitkunst lässt dem Pferd in der Ausbildung die Zeit, die es braucht und legt Wert auf die Gesunderhaltung des Bewegungsapparates. So kann die Ausbildung von Reiter und Pferd in größtmöglicher Harmonie erfolgen.

Foto: Lorena Grosser

Ecole de Cavalerie

Vieles, was heute unter neuen Namen verkauft wird, wurde schon von de la Guérinière und seinen Kollegen praktiziert und gewusst. Das Buch „Ecole de Cavalerie“ von de la Guérinière kann ich jedem Reiter nur empfehlen. Denn obwohl das Buch bereits 1733 erschienen ist, ist sein Inhalt so aktuell wie eh und je und berücksichtigt sowohl die Biomechanik als auch die natürlichen Bedürfnisse des Pferdes bei der Ausbildung. Die klassische Reitlehre des Barock hat also trotz ihrer frühen Entstehung bereits einen ganzheitlichen Ansatz.

Foto: Alexandra Evang